Der Mercedes EQS verkauft sich schlecht und daran sind nicht die anderen Schuld
- Moritz Leicht
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Schon seit etwa einem Jahr hört und ließt man immer wieder, dass der EQS sich miserabel verkauft. Vor allem in China, aber auch hier in Europa. Zuletzt laß ich auch wieder, dass das nur an der Wirtschaftslage liegen würde.
Spannenderweise ist in China trotzdem nichts passiert, selbst nachdem man den EQS dort 30.000 € günstiger gemacht hatte.
Die Ignoranz deutscher Hersteller ist wirklich bemerkenswert. Selbstkritik gibt es nicht. Es muss an den anderen liegen. Aber auf die Idee diese nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu fragen, kommt man auch nicht. Die alten weißen Männer wissen schließlich am besten, was die jungen Chinesen kaufen wollen.
China ist ein Markt, den verstehen wir deutsche nicht vollständig. Da bin ich selbst natürlich nicht ausgeschlossen. Es ist eine andere Denkweise und einfach eine andere Welt. Drum habe ich mal die Gelegenheit genutzt und ein paar meiner chinesischen smart EMOTION Leser gefragt, was der EQS machen muss um beliebt zu werden.
Grundsätzlich schlecht ist er nicht. Reichweite ist gut, Ladezeiten sind gut, es sitzt und fährt sich komfortabel. Ansich kann man damit schon arbeiten. Darüber beschwert sich keiner.
Aber er ist den Chinesen optisch nicht innovativ genug. Es ist ein rundgelutschtes Auto, ohne jeglichen Wiedererkennungswert als Mercedes. Man wünscht sich in China etwas innovatives. Vergleicht Mercedes mit Apple darin, dass sie irgendwie in den letzten 5-10 Jahren keine Innovationen mehr rausgebracht haben. Nur noch am gleichen rumgedoktort und dem Rest die Zeit gaben aufzuholen. Nicht zuletzt den chinesischen Herstellern selbst die Zeit gegeben haben sie zu überholen.
Ein persönlicher Gedanke an dieser Stelle:
Wenn wir zunehmend alles auf Zulieferer, nicht zuletzt in China, auslagern. Dann brauchen wir und nicht wundern, dass diese irgendwann mit all ihren Teilen auch selbst ein ganzes Autos bauen können.
Weiter geht es mit dem Innenraum. Wenn man etwas als Hyperscreen bezeichnet, dann sollte es auch dem Namen gerecht werden. Anstatt eine große schwarze Fläche mit zwei quadratischen Display darin zu sein. Das Hauptaugenmerk ist aber auf der Software. Mercedes ist nach wie vor keine Software-Firma, das müssen sie aber werden. Ein halbwegs gutes Fahrwerk bekommen die auch hin und auf die Rennstrecke gehen damit sowieso die wenigsten Kunden.
Im Showroom spielen Chinesen und auch andere Kunden erstmal an der Software des Autos rum. Die muss funktionieren. Das Auto muss auf "Hey Mercedes" immer reagieren und sofort machen, was man von ihm verlangt. Außerdem muss das Interface so einfach wie ein Smartphone sein.
Eben so muss es etwas verspielt sein. Was wir hier als kitschig bezeichnen, ist dort der letzte Schrei. Ohne geht es nicht, auch wenn wir meinen es besser als unsere Zielgruppe zu wissen.
Das wichtigste für unsere Hersteller ist aber:
Sie müssen anfangen sich selbst zu kritisieren und ihre Zielgruppe zu fragen, was sie haben will. Sonst werden sie gnadenlos unter gehen. Ein Showcar als Homage an ein cooles Auto von vor 50 Jahren nützt überhaupt nichts.
Dieser Post war ursprünglich für meinen privaten Twitter und Linkedin Account geschrieben worden. Anschließend habe ich ihn auch hier veröffentlicht, um ihn nicht in den Tiefen von SocialMedia untergehen zu lassen. Außerdem möchte ich bei so mancher These und Gedankengang auch selbst in 10 Jahren noch gucken können, wie meine Aussagen dazu gealtert sind.
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