Grundsätzlich kann man mit 800 V schneller laden als mit 400 V, das ist natürlich richtig. Dennoch ist es aber auch so, dass gerade beispielsweise der Ioniq 5 eine verhältnismäßig niedrige Akkuspannung für 800 V hat. So manches 400 V Fahrzeug, beispielsweise der Mercedes EQS, hat auch nur 100 - 200 V weniger.
Entsprechend ist es durchaus auch so, dass der Ioniq 5 Standard Range mit 400 V nicht langsamer wäre. Für dessen 175 kW braucht man keine 800 V, da sind sie nur Kostentreiber für die Technik im Fahrzeug.
Und beim Ioniq 5 Long Range mit seinen 230 kW sind wir mit 800 V auch nur unwesentlich schneller als mit 400 V.
Porsche war der erste Hersteller mit 800 V in einem Serienfahrzeug und das aus gutem Grund. Der Sportwagenhersteller wollte 270 kW laden können und mit einem 400 V System stößt er da an das Strom-Limit von 500 A, welches die typischen CCS-Stecker haben. Mit 400 V wären nur bis zu 220 kW möglich, also hat Porsche die Spannung verdoppelt um den Strom zu halbieren, sodass sie die 500 A nichtmehr überschreiten.
Denn ob man nun mit 440 V & 500 A oder mit 880 V und 250 A lädt kommt auf's gleiche raus: 220 kW
Letztendlich erinnert mich das alles stark an Akkuschrauber die letzten 20 Jahre. Nur weil auf der Packung steht, dass es ein Akkuschrauber mit 36 V Akku ist, muss der nicht besser als einer mit 12 V sein. Ähnlich ist war auch in den 2000er mit Computer gewesen. Nur weil ein Prozessor 5 GHz hat, heißt das nicht, dass der Prozessor mit 2,5 GHz langsamer sein muss.
Da spielen bei beidem nochmal deutlich mehr Faktoren rein und es mach nicht immer Sinn auf die großen Zahlen zu gehen.
Abseits von der Akkuspannung ist durchaus vor allem die Ladekurve ein Thema und entgegen Hyundai's Marketing hat dieses nichts mit der Systemspannung zu tun. Die Ladekurve hängt von den verwendeten Akkuzellen ab und diese haben so oder so keine 800 V.
Ein HV-Akku besteht aus vielen einzelnen Akkuzellen und dessen Zellen sind typischerweise zwischen 3,2 V (leer) und 4,2 V (voll) unterwegs. Ob ich nun einen 400 V oder einen 800 V Akku habe ist eine reine Frage dessen, wie man die Zellen miteinander verschaltet.
Beispielsweise eine 2015er Renault Zoe hat einen 400 V Akku, könnte aber mit den gleichen Zellen auch einen 800 V Akku haben. Das lässt sie dennoch nicht schneller laden.
Ladekurve und Leistung sind limitiert durch die Zellen selbst. Wie schnell diese Laden können und gerade bei kleinen Akkus wie dem des Ioniq 5 Short Range erreicht man hier keine Strom-Limits, welche einen zu 800 V zwingen würden.
Das gesamte Auto auf 800 V auszulegen ist kostspielig. Alle HV-Komponenten müssen 800 V können und man braucht eine Methode um das 800 V Auto auch an 400 V Ladestationen laden zu können. Das alles kostet Geld und ist eher zu vermeiden, wenn man nicht dazu gezwungen ist.
Dieses zusätzliche Geld holt man übrigens auch nicht rein, indem man etwas weniger Kupfer braucht. Der Kupferpreis ist aktuell bei etwa 5 € das Kilo und mehr als 10-20 Kilo spart man nicht. Wegen nichtmal 100 € das ganze Auto auf 800 V auszulegen lohnt sich nicht.
Es ist etwas wie beim Verbrenner auch:
Natürlich ist ein V8 cooler als ein V4 und natürlich bietet der V8 Vorteile gegenüber dem V4. Das heißt aber noch lange nicht, dass irgendwann alle mit einem V8 unterwegs sein werden. Es gibt sehr viele Autos, denen ein V4 problemlos reicht, da deren Fahrzeugkategorie nicht mehr braucht. Abseits von ein paar GTi-Fahrer, welche aber nicht repräsentativ sind.
Dieser Post war ursprünglich für meinen privaten Twitter und Linkedin Account geschrieben worden. Anschließend habe ich ihn auch hier veröffentlicht, um ihn nicht in den Tiefen von SocialMedia untergehen zu lassen. Außerdem möchte ich bei so mancher These und Gedankengang auch selbst in 10 Jahren noch gucken können, wie meine Aussagen dazu gealtert sind.
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