Typ 2-Laden wird teurer als CCS-Laden und daher mittelfristig aussterben
- Moritz Leicht
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Denken wir über 10 Jahre zurück, dann stehen wir vor einer Renault Zoe, welche an Typ 2 mit 43 kW laden kann. So braucht es keine Aufwändige Ladestationen und man kann praktisch an jeder Starkstromdose Schnellladen. Das war die Idee hinter ihr und auch der Grund, was sie in ihrem Peak zum meistverkauften Auto in Europa machte.
Langsam setzte sich aber die Feststellung durch, dass es teuer und aufwändig ist, wenn jeder seine Schnellladegerät im Auto haben und mitbringen muss. Entsprechend war Renault ein paar Jahre später gezwungen das Ladegerät neu zu entwickeln und auf 22 kW zu limitieren.
Nun gibt es immer mehr Elektroautos und so lohnt es sich immer mehr für Betreiber in Schnellladeinfrastruktur zu investieren. Ihr Vorteil besteht darin, dass die teure Elektronik um das Auto zu laden aus dem Auto raus in die Ladestation wandert und so deutlich besser ausgelastet ist. Außer etwas Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladesäule braucht es dann nichts mehr im Auto. Entsprechend müssen die Kunden nichtmehr die Ladegerät im Auto haben, die Autos werden günstiger und der Kunde ist auch nichtmehr für die Wartung des "großen" Schnellladegeräts verantwortlich.
Aufgrund dessen, dass Elektroautos heute an Typ 2 nur mit 11 kW bis 22 kW laden können, sind die Abnahmemengen an Typ 2-Ladestationen relativ gering. Zwar ist die Typ 2-Infrastruktur günstiger als CCS-Infrastruktur, aber nicht so viel günstiger wie sie aufgrund der geringen Leistungen weniger Strom verkaufen können.
Auf dem Gebrauchtmarkt beispielsweise ist eine Typ 2-Ladestation mit 2x 22 kW etwa bei 5.000 € und damit kaum günstiger als eine CCS 50 kW Ladestation. Diese sind mit gleichem Alter bei 6.000 €
Dafür kann die 50 kW Station aber 3-5x mehr Strom verkaufen, da sie nicht von den Autos auf 11-22 kW limitiert wird.
Wenn man dann noch eine 175 kW Station anguckt, wird es noch deutlicher. Diese kostet mit 22.000 € nur 4x so viel und kann bei gleicher Auslastung 8-16x so viel Strom verkaufen.
Heute sind 11 kW CCS-Wallboxen für daheim zwar noch relativ teuer. Letztendlich wird es aber kommen, dass Auto-Hersteller und Drittanbieter CCS-Boxen zu einem guten Preis anbieten können und obwohl sie teurer als Typ 2-Boxen bleiben werden, lohnt es auch für den Endkunden.
Statt bei jedem neuen Auto ein neues Ladegerät im Auto kaufen zu müssen, muss er einmal die CCS-Box kaufen und kann diese dann mit jedem zukünftigen Auto nutzen. Er spart also bei jedem weiteren Autokauf das Geld für ein Typ 2-Ladegerät im Auto.
Dieser Wandel läuft außerdem auch dem entgegen, dass für bidirektionales Laden zunehmend auf CCS-Boxen gesetzt wird.
Auf den ersten Blick gruselt einen der Gedanke davor, irgendwann kein Typ 2-Ladegerät mehr im Auto zu haben. Auf den zweiten Blick wird es aber immer realistischer, da alle damit bares Geld sparen, wenn sie die CCS-Infrastruktur möglichst effizient zu nutzen, anstatt zig Ladegeräte rumzufahren und diese nur alle paar Tage zu nutzen. Ob ich den 11 kW Lader nun mit jedem Auto erneut kaufen muss oder ihn einmal kaufe und dann in der Garage an die Wand schraube, ist nüchtern betrachtet garnicht eine so schwere Entscheidung.
Bei vollelektrischen LKWs ist es übrigens bereits heute eher die Ausnahme, dass diese noch ein Typ 2-Ladegerät haben. Dort passiert bereits, was bei den PKWs auch kommen wird: Ein Typ 2-Ladegerät im Fahrzeug kostet Aufpreis. Nio in China macht das übrigens auch heute schon so.
Nachtrag vom 18. November 2023:
Victor van Dijk, CFO bei Fastned, stimmt dieser These voll und ganz zu. Wie er mit einem Kommentar bei mir auf Linkedin schreibt.
Dieser Post war ursprünglich für meinen privaten Twitter und Linkedin Account geschrieben worden. Anschließend habe ich ihn auch hier veröffentlicht, um ihn nicht in den Tiefen von SocialMedia untergehen zu lassen. Außerdem möchte ich bei so mancher These und Gedankengang auch selbst in 10 Jahren noch gucken können, wie meine Aussagen dazu gealtert sind.
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